Warum ein zuverlässiger Gefühls-Kompass unseren Kindern den Weg in eine glückliche Zukunft weist!
„Wow, eine Eins in Mathe!“ Ja, wir Eltern sind stolz auf den Verstand unserer Kinder. Aber was ist mit den Gefühlen? Sind die auch wichtig für ihre Zukunft oder stehen sie ihnen vor allem im Weg? Ist Wut genauso wertvoll wie Freude? Und wie können wir die emotionale Entwicklung unserer Kinder unterstützen?
Wir haben jemanden gefragt, der sich mit Gefühlen auskennt. Manuela Senf von Mindful Kids Nürnberg gibt regelmäßig Kurse für Kinder, bei denen die Gefühle im Mittelpunkt stehen. Sie ist Resilienz- und Glückscoach. Denn darum geht es letztendlich: Um ein selbstbestimmtes und glückliches Leben. Der Weg dorthin führt geradewegs durch unsere Herzen.
Wie wichtig sind Gefühle?
Gefühle sind wie ein Schutzschild. Sie beschützen unsere Bedürfnisse (Sicherheit, Zugehörigkeit, Freiheit etc.). Sie helfen uns aber auch unsere Grenzen wahrzunehmen und zu verteidigen. Wenn wir unsere Gefühle richtig lesen können, zeigen sie uns wie ein Kompass den Weg und helfen uns, die richtigen Entscheidungen für ein glückliches Leben zu treffen.
Gibt es gute und schlechte Gefühle?
Es gibt keine guten und schlechten Gefühle – manche fühlen sich nur angenehmer an als andere. Die Freude ist zum Beispiel immer willkommen. Sie fühlt sich warm und kuschelig an und zeigt uns selbst an grauen Tagen die Schönheit des Lebens. Auch wenn die Wut ungemütlich daherkommt, hat sie eine wichtige Schutzfunktion. Denn sie zeigt sich, wenn unsere Bedürfnisse verletzt werden.
Wie lernen Kinder den Umgang mit Trauer, Wut & Co?
Wenn Kinder sich sicher und geborgen fühlen, können sie einen gesunden Gefühl-Kompass entwickeln. Kinder sind sehr gute Beobachter und lernen so vor allem in den ersten Lebensjahren ausschließlich von den Menschen um sie herum. Sprechen Mama & Papa mit mir über meine Gefühle? Hören sie mir aktiv zu und versuchen sie herauszufinden, welche Bedürfnisse hinter meinen Gefühlen stehen? Welchen Raum geben sie meinen Wünschen im Alltag?
Gefühle können auch durch Geschichten erlebbar gemacht werden. Für Kinderliteratur ist „Mira und das fliegende Haus“ eine gute erste Anlaufstelle. Hier findet man Bücher für Kinder, die sich dem Thema Gefühle widmen, aber auch viele Hintergrundinfos für die Eltern.
Was mache ich, wenn mein Kind in der Öffentlichkeit einen Wutanfall hat?
Ruhe bewahren ist das Wichtigste und oft das Schwierigste. Stelle dir vor, ihr habt eine große Blase um euch herum, die euch beschützt und von der Außenwelt abschottet. Was andere denken, ist jetzt nicht wichtig! In der Hochphase eines Wutanfalls ist es nicht möglich, unser Kind mit Worten zu erreichen. Co-Regulation bedeutet dann einfach da zu sein und durch Augen- oder Körperkontakt Schutz und Geborgenheit anzubieten. Nach 90 Sekunden ist so ein Gefühlsausbruch meistens vorbei und die Wut nimmt ab. Der Körper entspannt sich wieder und der Sturm im Gehirn legt sich. Erst dann können wir im Gespräch mit unserem Kind nach einer Lösung suchen.
Welche Rolle spielen die Gefühle von uns Eltern?
Zu dieser Frage fällt mir als erstes das Thema Selfcare ein. Denn nur wenn es uns gut geht, können wir andere emotional auffangen und auf Augenhöhe begleiten. Regelmäßige Auszeiten, in denen wir uns um uns selbst kümmern, sind deshalb sehr wichtig. Wenn wir als Vorbilder achtsam unseren Emotionen begegnen, zeigen wir den Kindern, wie man mit seinen Bedürfnissen umgeht. Und wir schaffen ein positives Klima, in dem sich unsere Kinder sicher genug fühlen, ihre Gefühle zu erkunden und mitzuteilen.
Was passiert, wenn Menschen ihre Gefühle unterdrücken?
Wenn wir unsere Gefühle nicht zeigen dürfen, leidet unser Selbstwertgefühl. Es entstehen Glaubenssätze wie „Ich bin nicht wichtig“. Eigene Wünsche werden untergeordnet, was emotionalen Stress erzeugt. Langfristig kann diese Überforderung zu aggressiver Wut, Angststörungen, Lustlosigkeit, Depression oder auch chronischen körperlichen Erkrankungen führen.
TIPP: Auf Manuelas Webseite MINDFUL-KIDS.INFO findest du ihre Kurse und Workshopangebote zum Thema.
Astrid Appl, Linda Just
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