Wie sehr hat mir der Bericht von Astrid und Linda aus dem Herzen gesprochen. Ich denke auch, dass Frauen aus anderen Beweggründen gründen. Auch bei meiner Mitgründerin Mareike und mir war es so, dass wir beide nach dem Wiedereinstieg mit Kind nicht mehr recht in unsere Berufe passen wollten. Man hat neue Prioritäten, ein völlig neues Zeitmanagement, neue Werte und trotzdem noch den Wunsch, noch etwas Sinnvolles und Erfüllendes mit seiner Zeit anzufangen. Und im besten Fall noch die Energie, mit etwas völlig Neuem nochmal richtig durchstarten zu können.
Etwas Eigenes, Neues starten
Der Wunsch, etwas Neues, Eigenes anzufangen war da…ohne diesen Gründergedanken geht es nicht. Aber was? Was fehlt? Was gibt es noch nicht? Wo sind noch Lücken? Schnell wurde uns bewusst, dass uns beide etwas eint, der Wunsch, sich mit guten, regionalen Lebensmitteln versorgen zu können. Beide sind wir etwa zeitgleich von Nürnberg „auf Land“ gezogen und waren etwas ernüchtert, dass auch hier die Komplettversorgung mit regionalen Lebensmitteln nur mit viel Aufwand und weiten Wegen machbar ist. Wer hat wann offen? Wer hat welches Angebot? Was gibt es überhaupt in unserer Region? Die Entscheidung, hier etwas tun zu wollen und ein praktisches und zeitgemäßes Online-Angebot samt Lieferdienst zu gründen, war gefällt.
So viele Hürden…
Die HofladenBOX war geboren und 2 Jahre später, im April 2018 wurde die erste Box ausgeliefert. Viele Hürden mussten überwunden werden, Förderungen beantragt, Firma gegründet, Kontakte geknüpft, Marktanalysen vorgenommen werden. In dieser Zeit kamen wir oft an den Punkt, uns zu fragen ob wir nicht aufgeben sollten. Zu viele Nachtschichten, zu viele Gespräche über Themen, die eigentlich nichts mit unserem Wunschthema zu tun hatten: Steuern, Versicherungen, rechtliche Themen… und die Kinder standen trotzdem wieder um 6 Uhr auf der Matte. Zum Glück waren auch wir in der glücklichen Lage, mit unserer Geschäftsidee nicht unsere Familie ernähren zu müssen und haben – außer unserem Erspartem und viel Arbeitszeit – nicht all zu sehr ins Risiko gehen müssen. Das macht es leichter.
Mittlerweile haben wir 3-Jähriges gefeiert, über 20 Mitarbeiter – darunter viele Frauen, die ebenfalls nach einer flexiblen Lösung mit Kind suchen – und über 60 Anbieter, die ihre Produkte über uns anbieten. Alles in allem eine Erfolgsstory, aber was da an Arbeit drinsteckt, kann von außen keiner nachvollziehen. In Deutschland zu gründen – mit all seiner Bürokratie, seinen vielen Regelungen (gerade im Lebensmittelbereich) und auch teilweise Willkür von gewissen Ämtern – das macht es einem nicht leicht. Da können andere Gründerinnen bestimmt mitfühlen. Umso wichtiger ist: Man muss von seiner Idee zu 100% überzeugt sein, sich dafür entscheiden und das dann auch mit allen Konsequenzen durchziehen. Und wenn dann so viele liebe Rückmeldungen von Kunden und Kundinnen kommen, wie derzeit bei uns, weiß man, es hat sich gelohnt und wir haben es richtig gemacht. Es liegt aber noch ein weiter Weg vor uns…
Birgit Wegner, Mareike Schalk, HofladenBOX