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Ist Lernen männlich oder weiblich?

So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so individuell ist auch die Art und Weise, wie wir lernen. Umso erstaunlicher ist es, dass es offensichtlich ganz eindeutige Merkmale gibt, die Jungen und Mädchen bei ihrem Lernprozess zugeschrieben werden. Dieses Wissen kann helfen, deinen Sohn oder deine Tochter individueller zu unterstützen. Hier kommen ein paar Anregungen.

Grobmotorik und Feinmotorik

Während dein Sohn den Gipfel der Grobmotorik vor der Pubertät erreicht, erklimmt ihn deine Tochter erst danach. Das erklärt, warum Jungs im Grundschulalter öfter die Rolle des Zappelphilipps zugeschrieben bekommen. In deinem Sohn steckt genetisch viel mehr Muskelmasse als in deiner Tochter – diese will trainiert werden! Dein Sohn muss jede Menge Nervenbahnen im Gehirn anlegen, um sein Plus an Muskeln bewusst oder unbewusst ansteuern und bewegen zu können. Jungs „zappeln“ also nicht, sie trainieren (ihr Gehirn)!

Mädchen hingegen kommen mit einem reiferen Gehirn zur Welt und haben weniger Muskelmasse. Deshalb können sie sich zunächst auf andere Dinge konzentrieren. Viele lieben es, sich mit Bügelperlen, Fädelspielen oder ähnlichen, feinmotorischen Spielen zu beschäftigen. Dafür ist ihr Körper vor der Pubertät angelegt. Mädchen stehen gerne in Gruppen zusammen, beobachten und quatschen, da sie zu dieser Zeit grobmotorisch noch nicht sonderlich aktiv sind. Während Mädchen im Grundschulalter Freude an all den Ausmalaufgaben und Handarbeiten haben, finden viele Jungs das einfach nur ätzend. Sie wollen – und müssen – sich bewegen!

Mit der Pubertät wendet sich das Blatt. Bis es aber soweit ist, entwickeln sich Mädchen und Jungen, motorisch gesehen, ziemlich konträr.

TIPP: Im Klassenzimmer sollen alle Kinder lange ruhig sitzen, was Jungen weit schwerer fällt als Mädchen. Zuhause kannst du dafür sorgen, dass dein Kind selbst entscheiden darf, wie viel es sich bewegt. Höhenverstellbare Schreibtische, ein Pezziball anstatt eines starren Schreibtischstuhls und Lernen auf dem Spielplatz sind nur einige Ideen, die Jungen das Lernen erleichtern.

Aufmerksamkeit und Fokus

Untersuchungen haben gezeigt, dass Mädchen in der Regel besser in der Lage sind, sich über längere Zeit zu konzentrieren. In der Schule sind sie tendenziell organisierter. Jungen neigen dazu, impulsiver zu sein und haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit zu halten. Dies liegt zum Teil an biologischen Unterschieden im Gehirn und am Hormonspiegel.

Mädchen hören gerne zu. Sie erfassen ihre Umwelt weitestgehend über ihre Ohren und wollen wissen, worum es geht, bevor sie ins Tun kommen. Jungen langweilen sich schnell, wenn sie vorwiegend zuhören müssen. Sie möchten herumprobieren, experimentieren, entdecken und erforschen, bevor sie ins Detail gehen. Unterrichtsstunden mit vielen Erklärungen sind deshalb für Mädchen genau richtig, für Jungs jedoch zum Gähnen langweilig. Da Jungs weniger gut hören als Mädchen und ihre Umwelt vorzugsweise mit den Augen wahrnehmen, tun wir ihnen einen großen Gefallen, wenn wir auf lange Erklärungen verzichten.

TIPP: Lass deinen Jungen relevante Lernthemen erforschen und entdecken. Deiner Tochter hilfst du am besten, wenn du eine Art Gebrauchsanweisung für sie hast.

Motivation und Lernstrategien

Mädchen neigen dazu, stärker auf Noten und Feedback von Lehrkräften zu achten. Sie möchten für ihre Leistung gelobt werden. Jungen ist das Ansehen der Peergroup wichtiger. Sie zeigen weniger Interesse an sozialer Bestätigung durch Lehrer, was ihre Motivation negativ beeinflussen kann.

TIPP: Wer Jungs fördern will, der muss die Gruppe einbeziehen. Einzelne Schüler herauszupicken und gezielt zu unterstützen, läuft meist schief. Zu groß ist die Angst nicht mehr zur Gruppe zu gehören. Mädchen motivierst du, wenn du ihre Leistung durch Lob anerkennst.

—————— WICHTIG ——————-
Kein Kind ist beim Lernen zu 100% männlich oder weiblich. Biologische, soziale und kulturelle Einflüsse spielen ebenfalls eine Rolle. Doch wenn wir diese signifikanten Unterschiede im Hinterkopf behalten, dann können wir unseren Kindern und uns das (Schul-)Leben ein kleines bisschen erleichtern.

Carolin Deutschmann


Beitragsbilder:iStock.com/master1305; iStock.com/LightFieldStudios

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