Wir als Elterngeneration sind selbst erst in die Welt der digitalen Medien hineingewachsen und nun sollen wir unsere Kinder, Digital Natives, dabei begleiten und ihnen einen guten Umgang mitgeben. Gar nicht so einfach, oder?
Der richtige Zeitpunkt für ein Smartphone
Es ist nicht leicht zu entscheiden, ab wann ein Kind ein Smartphone haben sollte. Sicher ist es von verschiedenen Faktoren abhängig. Hat das Kind beispielsweise einen längeren Schulweg und der Zug könnte ausfallen, ist es sinnvoll, wenn es über das Handy jemanden erreichen kann. Natürlich „braucht“ ein Kind, sagen wir unter 10 oder sogar länger, kein Smartphone. Macht es etwas mit ihnen, keines zu besitzen? Ich glaube, ab einem gewissen Alter schon. Sei es das Schreiben und Fotos austauschen über die Klassengruppe, das selbständig Verabreden mit Freunden oder das Zocken von angesagten Spielen, mitreden und teilhaben können wird immer wichtiger.
Wie viel Medienzeit ist okay?
Da wird es schon schwieriger. Hat das Kind dann ein Smartphone und nutzt es intensiv, machen wir Eltern uns natürlich Sorgen, es könnte zu viel sein. Es gibt Empfehlungen zu Medienzeiten, nach Alter gestaffelt. Die geben sicher eine Orientierung, sollten aber individuell ans Kind angepasst werden. Gerade bei den sozialen Medien machen aber die Altersbeschränkungen Sinn. Es gibt auch einige Möglichkeiten zur Kontrolle, zum Beispiel Apps, die die Bildschirmzeit anzeigen und auch einschränken lassen. Die Frage ist immer, was das wirklich mit der Medienkompetenz der Kinder und den Konflikten zu Hause macht.
Interesse zeigen
Was macht das Kind denn überhaupt am Smartphone? Hier können wir als Eltern gleich Interesse zeigen und Verbindung schaffen. Kommuniziert es mit anderen, liest es, hört es Musik oder Hörbücher? Oder schaut es sich die ganze Zeit YouTube Shorts an und hängt auf TikTok ab?
Gerade letzteres ist sehr beliebt, die Nutzung kann aber schnell nach hinten losgehen. Inhalte, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind, werden in die Timeline gespült und beeinflussen sie, ohne dass sie es merken. Ist das Interesse an den sozialen Medien aber sehr groß, könnte man gemeinsam ein Profil erstellen und sich zu bestimmen Zeiten zusammensetzen, um die App zu nutzen.
Wichtig ist, im Gespräch zu bleiben und auch das Kind anzuhören. Warum will es gerade viel am Handy sein? Was kann es stattdessen tun? Im Urlaub und Wochenende darf man auch mal großzügig sein und die Kinder selbst herausfinden lassen, wann es vielleicht genug ist. So kann echte Medienkompetenz entstehen.
Familienregeln einführen
Was wir Eltern auch tun sollten: Unsere eigenen Handyzeiten im Blick haben. Wie oft hängen wir in Anwesenheit der Kinder vor unserem Smartphone? Wie wäre es mit festen Familienregeln und Auszeiten, die für alle gelten? Die könnten so aussehen: Bei gemeinsamen Mahlzeiten kommen alle Handys in eine kleine Box oder an einen bestimmten Ort außerhalb des Zimmers und werden lautlos gestellt. Ab 18 Uhr (oder wann es bei euch soweit ist) beginnt der Abend und die Entspannung, heißt: alle Handys aus. Draußen, bei Ausflügen oder auf dem Spielplatz bleibt es in der Tasche oder gleich zu Hause.
Jede Familie muss für sich gucken, was da am meisten Sinn macht, aber alle sollten sich dann an die Regeln halten!
Alternativen anbieten
Kann man das Bedürfnis nach Medien auch anders stillen? Wie wäre ein Kinoabend am Wochenende mit allen, inklusive Popcorn oder ein Mario-Kart-Marathon? Kommuniziert das Kind meist über WhatsApp, kann man die Freunde stattdessen einladen. Wenn es doch nicht ohne Medien geht, vielleicht Lernspiele als Kompromiss anbieten oder Hörbücher zur Entspannung anhören.
Gesunde Balance und Vertrauen
Am Ende ist es die Balance aus sozialem Kontakt, Bewegung, Zeit in der Natur und Zeit, eigene Erfahrungen zu machen und der Medienzeit, die stimmen sollte. Irgendwann ist dann auch der elterliche Einfluss nicht mehr groß und wir können nur hoffen, dass wir durch unser Vorleben, viel Geborgenheit und einem erfüllten Alltag schon alles richtig gemacht haben. So schwer es fällt, gerade bei diesem Thema sollten wir etwas gelassener bleiben und unseren Kindern vertrauen.
Nicole Kaiser
Beitragsbild: iStock.com/bowie15