Höher, schneller, weiter – an alles denken, nichts vergessen! Die Krone setzen oft wir Eltern dem Ganzen auf, mit der Erwartungshaltung dabei immer glücklich sein zu müssen. Nie schreien und schimpfen und keinesfalls durch unser Fehlverhalten negative Spuren im Leben unserer Kinder hinterlassen. Ganz schön viel Druck, der da auf uns lastet. Da ist ein Burnout fast schon vorprogrammiert.
Werden wir zum ersten Mal Eltern, so ist es verständlich, dass wir nahezu jeden (ungefragten) Ratschlag annehmen. Zu groß ist die Verunsicherung, etwas falsch zu machen. Doch in jedem von uns steckt ein moralischer Wertekompass (deiner!), der dir den Weg zeigt. Du musst ihn jedoch lesen lernen.
Lass dich nicht verunsichern – Bindung ohne Burnout
Krabbelgruppen und Elterntreffs können etwas Fantastisches sein. Wer sich nach Austausch sehnt, ist dort bestens aufgehoben. Auch hier gilt es, nicht alles ungefragt anzunehmen, sondern Meinungen, Empfindungen und Erfahrungen anderer zu überprüfen und nur das mitzunehmen, was in dein bzw. euer Leben passt. Wir müssen nicht alles alleine schaffen und es ist durchaus legitim, wenn wir gewisse Dinge outsourcen. Es ist absolut okay, wenn unsere Kinder als Erwachsene sagen, dass es toll gewesen wäre, hätten sie mehr von diesem oder jenem in ihrem Leben gehabt. Daraus, so ist sich Nora Imlau in ihrem Buch „Bindung ohne Burnout“ sicher, können im Erwachsenenalter nämlich ganz wunderbare Leidenschaften entstehen. Wie du mit deiner Familie lebst, entscheidet ihr alleine.
Viele Eltern haben Angst, die Bindung zu ihrem Kind durch falsches oder rücksichtsloses Verhalten bzw. aus Unwissenheit zu zerstören. Eure Bindung geht jedoch nicht durch ein einmaliges, negatives Erlebnis in die Brüche. Eine jahrelang, stabil aufgebaute Bindung hält auch eine Abfuhr aus, die du deinem Kind erteilst, wenn du den geplanten Spielplatzbesuch auf morgen verschiebst. Negative Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst möchten wir am liebsten von unseren Kindern fernhalten. Dabei ist das gar nicht unsere Aufgabe. Es ist nicht unsere Verantwortung, unsere Kinder vor diesen Gefühlen zu bewahren. Wohl aber, für sie da zu sein und sie zu begleiten, wenn sie solche Gefühle erleben.
Achte auf deinen Akku – Aufladen bei Erschöpfung
Medienumgang sorgt ebenfalls für Stress. Dabei sind Medien nicht an sich schlecht. Und seien wir mal ehrlich: Wir Eltern bekommen eine ganze Menge erledigt, wenn unser Kind eine Folge der Lieblingssendung sehen darf. Problematisch wird es, wenn vor lauter Medien das echte Leben mit Toben, Matschen und Spielen zu kurz kommt. Dass deine Bedürfnisse in den ersten Lebensjahren deines Kindes zu kurz kommen, ist völlig normal. Doch wenn es dir über einen langen Zeitraum nicht gelingt deine Kraftquelle anzuzapfen, dann kommt dein Akku in den roten Bereich. Bei unseren Mobiltelefonen würde uns das nervös machen…
Elternsein ist ein verdammt anstrengender Fulltime-Job. Immer wieder bekommen wir von früheren Generationen erzählt, wie Frauen ihre Kinder quasi auf dem Feld zur Welt brachten. Wie es den Frauen dabei ging, hat niemand hinterfragt. Auch nicht die Methoden, die angewandt wurden, wenn diese Frauen mit ihren Kräften am Ende waren. Geschichten wie diese verleiten Eltern dazu, über ihre Empfindungen zu schweigen. Nora Imlau sagt dazu: „Es gibt keinen Kriterienkatalog objektiver Härten, den du erfüllen musst, um fix und fertig zu sein. Wie erschöpft wir sind, hängt extrem von unserer und der Persönlichkeit unserer Kinder ab.“
Authentisches Elternhaus – Schwächen zulassen
Wenn eure Alltagskommunikation hauptsächlich aus „Komm jetzt endlich!“ und „Mach deine Hausaufgaben!“ besteht, dann ist das absolut realistisch und in Ordnung, solange es ebenso viele liebevolle Worte zwischen euch gibt. Gewaltfreie Kommunikation ist etwas Wunderbares, doch im Alltag manchmal nicht so leicht einzuhalten – jedenfalls nicht ohne jede Menge Übung!
Oft sind es tief verankerte Glaubenssätze, die uns antreiben. Alles was wir jedoch sein müssen, ist die bestmögliche Version unserer selbst. So sehr wir es versuchen, unsere Kinder werden als Erwachsene auch Dinge in sich tragen, die in ihrer Kindheit nicht so optimal gelaufen sind. Doch ein authentisches Elternhaus mit einer liebevollen Grundhaltung, Grenzen, Nähe, Respekt und Zugewandtheit, ist das beste Fundament, um trotz dieser „nicht so optimalen Dinge“ eine stabile Bindung entstehen zu lassen.
Carolin Deutschmann
Tipps zur Work-Life-Balance – Burnout vorbeugen – findet ihr hier!
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